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Die Publikation dokumentiert Lengerers Auseinandersetzung mit dem französischen Pädagogen, Schriftsteller und Filmemacher Fernand Deligny (1913–1996).
Deligny beginnt in den 1940er Jahren als Sozialarbeiter mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. In den 1960er Jahren gründet er mit jungen Erwachsenen in Südfrankreich eine Siedlung, um mit von der Psychiatrie als „autistisch“ bezeichneten Kindern zusammenzuleben. In seiner pädagogischen Arbeit ist es nicht Ziel, die ihnen anvertrauten Kinder zu erziehen oder zu heilen; vielmehr wird versucht, den Kindern innerhalb und außerhalb der Lebensstruktur der Erwachsenen abweichende Wege zu ermöglichen, ihnen ein Um- und Handlungsfeld für ihre wesenseigene Nutzung von Raum und Zeit zu schaffen. Es entstehen mehrere dokumentarische Filmprojekte (z.B. „Ce gamin, là“, 1975).
In der Publikation untersucht Lengerer wie in diesem Film die Tonspur eingesetzt wird und Deligny das filmische Voix-off als eine literarische Erzählstimme vorschlägt, die dem filmischen Bild vorsichtig parallel gesetzt wird; eine Tonspur, die der Bildspur „angelegt“ wird und die sich in fragiler Balance zum „nicht sprechen“ der Kinder artikuliert.
Anne Querrien ist französische Soziologin und Politologin sowie Mitbegründerin der Zeitschrift Multitudes. Achim Lengerer ist Künstler und Herausgeber von Scriptings.